Niederraunau

BildGeorg Drexel

Auf frühe Besiedlung von Niederraunau weisen Schmuckfunde aus der Hallstattzeit hin, die aus der Öffnung von 12 Grabhügeln vor 1860 sowie aus Grabungen aus dem Jahr 1932 stammen (vgl. Nagler-Zanier, 2005).

Die erste bisher gefundene schriftliche Erwähnung findet sich im 11. Jahrhundert. Demnach erbte der Graf Schwigger von Balzhausen mit der Hinterlassenschaft des Grafen Adelgoz von Schwabeck, dem Schwiegervater Schwiggers, auch Raunau. Der Erbe stiftete zusammen mit seiner Frau Berta, einer Tochter des Erblassers Adelgoz, am 29. Juni 1067 mit bereits bestehender Kirche und Zubehör an das neu errichtete Kollegialstift St. Peter in Augsburg unter dem Bischof Embrico (1064-1077): „Der Bestätigungsurkunde unseres Bischofs vom Jahr 1067. zufolge hat zu diesem neuen Stifte Schwigger, Graf von Balzhausen, für das Heil seiner Seele, seiner Gemahlin Betha ... folgendes übergeben: a) Das Gut Lametingen und Raunau, mit allen Zugehörungen an Kirchen, an Flecken, Äcker..." (Braun, 392). Möglicherweise erinnert eine in die Renaissance zu datierende Architekturmalerei an der nördlichen Apsiswand, die im 20 Jhd. freigelegt werden konnte, an diese Stiftung. Das Fresko könnte einen Blick von der Augsburger Maximilianstraße aus auf St. Peter zeigen. Zumindest die Grundmauern der Apsis der Kirche - aus Felsquadern erbaut - reichen entsprechend der baugeschichtlichen Befundung in die Romanik zurück.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam Niederraunau in den Besitz derer von Freyberg, während es sich zuvor das Stift St. Peter in Augsburg, der Bischof von Augsburg und das Kloster Ursberg teilten. Durch die Freiheitsbriefe, die 1494-95 Georg von Freyberg von Kaiser Maximilian I. erhielt, wurde Georg von Freyberg das Halsgericht mit dem Blutbann übertragen, ferner wurde Niederraunau zum Markt erhoben (vgl. Miller, 1908). Nach 1557 und vor seinem Tod im Jahre 1564 lässt Eberhard v. Freyberg die Familiengruft, unter der heutigen Apsis gelegen, bauen. Sie ist derzeit nicht zugänglich, aber ein in gutem Zustand erhaltenes Gewölbebauwerk aus Ziegeln (lichte Maße: 3,40m x ca. 6,50m, Höhe mittig licht 2,70m). Die alte Kryptaabdeckung befindet sich heute an der Wand der Kirche und zeigt deutliche Abnutzungsspuren durch Betreten.

 

Altes Wappen Niederraunau

Ab 1610 gibt es wiederholte Hinweise darauf, dass am Ort unterrichtet wurde, wobei noch keine Schulpflicht bestand. Am 29. Januar 1613 erhielt der Markt Niederraunau von Marquard von Freyberg ein Wappen.

Ab 1610 gibt es wiederholte Hinweise darauf, dass am Ort unterrichtet wurde, wobei noch keine Schulpflicht bestand. Am 29. Januar 1613 erhielt der Markt Niederraunau von Marquard von Freyberg ein Wappen.Das untere Geschoss des Turmes, der 1617 zur heutigen Gestalt unter Marquard von Freyberg aufgestockt wurde, ist ursprünglich als quadratischer romanischer Fluchtturm angelegt und als solcher noch erkennbar. 1620 begann Marquard von Freyberg den Bau eines neuen Langhauses nördlich des bisherigen. Er, u.a. Domcustos des Erzstiftes Salzburg, stiftete das heute wieder benützte Taufbecken sowie den ebenso wieder in Gebrauch befindlichen Weihwasserbrunnen. Aus seinem Nachlass wurde auch der Neubau des Langhauses finanziert, wobei der nördlich des Kirchturms begonnene Langhausbau auf Intervention des Bischofs wieder abgerissen werden musste und an die bestehen geblieben Apsis an der alten Stelle zwischen 1626 und 1629 wieder angebaut und Anfang November 1629 eingeweiht wurde. Das Kircheninnere schmücken wertvolle Epitaphien, z. T. verbürgt aus Adneter Marmor gefertigt, in Erinnerung derer von Freyberg. Unter der Apsis befindet sich eine aus Ziegeln mit Ziegelgewölbe errichtete sehr geräumige intakte Krypta, die derzeit nicht zugänglich ist.

2001 wurde über der Orgel eine übertünchtes Fresko aus der Barockzeit freigelegt, das sich stilistisch an früher freigelegte Fresken derselben Epoche an den Emporebrüstungen anschließt. Bei Ausschachtungsarbeiten für den Volksaltar wurde 40 cm unter dem heutigen Niveau ein intakter gotischer Ziegelboden gefunden. Im Zuge der Altarraumrenovierung wurde 2005 in der Turmbasis ein - der Dimensionierung nach  römischer - Kalkquader freigelegt und offen gelassen.

Im Zuge der Sanierung des Kirchendachs von 2009-2010 wurden unter der Decke erkennbare Reste einer alten Flachdecke gefunden sowie Wandbemalungen, die für Besichtigungen teilweise offengehalten wurden. Sie blieben erhalten, soweit sie sich oberhalb der bei der Barockisierung eingezogenen Stichkappen befanden.

1727 wurde das Schloss in seiner heutigen Gestalt neu erbaut. Die Josephslust, an der der Fußweg von Niederraunau nach Krumbach vorbeiführt, wurde 1790 an der Stelle des alten Hochgerichts erbaut. An die alte Nutzung erinnert noch der Flurname „Galgenberg". (vgl. Miller Ludwig, 1907).

1850 verkauften die Freybergs das Gut Raunau an den Freiherrn von Ponickau, der es bis 1927 besaß.

An Denkmälern außerhalb der Pfarrkirche, der Ecce-Homo-Kapelle und der Friedhofskapelle findet sich heute an der B16 ein wohl spätmittelalterliches Sühnekreuz mit Wetzrillen.

1492 gab es 73 Feuerstätten in Niederraunau, 3 Sölden gehören dem Stift St. Peter. 1933 wurden 654, 640 Einwohner an 1939 gezählt (Rademacher 2006). Im 2. Weltkrieg verloren 93 Männer aus Nieder- und Hohenraunau ihr Leben. Heute hat Niederraunau 1.282 Einwohner.

Während es nach dem Krieg noch über 60 milchabliefernde landwirtschaftliche Betriebe gab, sind es heute gerade noch 5. Arbeitsplätze bieten Handwerks-, Dienstleistungs- und Fertigungsbetriebe. Niederraunau verfügt im alten Schulhaus, das mit finanzieller Unterstützung durch den Erfinder der Einkammerluftdruckbremse Commerzienrat Michael Schleifer 1903 erbaut wurde, über einen eigenen Kindergarten. Im selben Gebäude befindet sich eine Bibliothek. Der Schulneubau wurde im November 1968 bezogen. Der Pfarrstadel steht als Jugendheim zur Verfügung.

Am 1. Mai 1978 wird Niederraunau im Rahmen der Bayerischen Gebietsreform nach Krumbach eingemeindet.

In Niederraunau finden sich viele aktive Vereine, darunter ist der TSV wegen seiner Handballabteilung überregional bekannt. Ab 2002 wurde im Zuge einer umfassenden Dorferneuerung der Ortskern neu gestaltet.